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DTAU, AKAFÖ und AStA informierten in der Mensa der Ruhr-Universität

/ Herausforderungen und Perspektiven für Tunesien

Begrüßt wurden die TeilnehmerInnen unter anderem von Ezzedine Zerria, Vorsitzender der Deutsch-Tunesischen Akademiker Union (DTAU) (r.)

Es war der 17. Dezember 2010, als die Selbstverbrennung des Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi die Revolution in Tunesien auslöste. Die Demokratiebewegung im nordafrikanischen Land hat bis heute Auswirkungen auf den gesamten arabischen Raum. Gut ein Jahr danach beschäftigte sich jetzt eine Veranstaltung an der Ruhr-Universität mit den aktuellen Herausforderungen und Perspektiven im Land. Geladen hatten dazu die Deutsch-Tunesische Akademiker Union (DTAU), das Akademische Förderungswerk (AKAFÖ) und der AStA der Ruhr-Universität.

Einen kurzen Überblick über die Lage im Land als Beobachter von außen gab Dr. Jochen Pleines, Leiter des Landesspracheninstituts (LSI): Eine der schrecklichsten und perfidesten Diktaturen in der arabischen Welt sei von einer völlig unideologischen Bewegung ohne große Führungspersönlichkeiten gestürzt worden. Ihre zentralen Forderungen: Würde, Freiheit, die Abschaffung eines undurchsichtigen Systems der Korruption. Pleines gab jedoch zu bedenken: „Die Entwicklung beginnt gerade erst. Überlegen Sie, wie lange die europäischen Staaten gebraucht haben, stabile demokratische Strukturen aufzubauen.“

Gelungen seien bisher der Aufbau der freien Presse, frei gewählter Hochschulleitungen, die Wiederbelebung der Parteien und die Durchführung von freien Wahlen im Oktober, die von Wahlbeobachtern nicht beanstandet wurden. In Hinblick auf die Wahl, die eine gemäßigte islamische Partei für sich entscheiden konnte, sagte Pleines: „Wichtig ist, dass der Westen Tunesien beim Aufbau demokratischer Strukturen bedingungslos unterstützt – und die Hilfe nicht vom Wahlergebnis abhängig macht.“

In eine ähnliche Richtung ging das Statement des Generalkonsuls der Republik Tunesien in Bonn, Adelbaki Dellali: „Der Islam ist nicht inkompatibel mit Demokratie“, sagt er. Im Grunde sei er eine Religion der Toleranz und es sei wichtig für die Welt, das zu beweisen. Die islamistische Partei En-Nahda habe in den 70er Jahren viel gelernt, gemäßigte Kräfte sorgten dafür, dass sie regierungsfähig sei.

Ebenso wie Dellali machte auch der tunesische Geschichtsphilosoph Prof. Mohamed Turki auf die drängendsten Probleme im Land aufmerksam: „Die Lage der Bildung ist katastrophal. Das Niveau vieler Studierender ist dermaßen miserabel, dass ihre Französisch- und Arabisch-Kenntnisse es ihnen nicht erlauben, sich in der freien Wirtschaft zurechtzufinden.“ Neben einer proaktiven Bildungspolitik gelte es, die Wirtschaft zu stärken.

Ergänzend gaben Mitglieder des AStA einen Eindruck von ihrer Reise nach Tunesien. Ebenso wie das Studentenwerk, das eine Partnerschaft mit den tunesischen Studentenwerken pflegt, will auch der AStA mit den tunesischen Studierendenvertretern in Kontakt bleiben und beim Aufbau demokratischer Strukturen helfen. Unter der Moderation von Abraham van Veen, Leiter der AKAFÖ-Abteilung Internationales, ergab sich im Anschluss eine anregende Diskussion.


Im Tagungsraum 2 der Mensa diskutierten unter anderem: Adelbaki Dellali (Generalkonsul der Republik Tunesien in Bonn), Dr. Jochen Pleines (Leiter des Landesspracheninstituts), Abraham van Veen (Leiter AKAFÖ-Internationales) und Prof. Mohamed Turki (v.r.)

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